Jakobsweg – Tag 03 – Breitenbach bis Jenbach

Dieser verflixte 3te Tag:

Was ich über den zweiten Tag noch nicht geschrieben hatte:

Nachdem ich mein Abendessen zu mir genommen hatte und meinen Zeltplatz für die Nacht fertig machen wollte, konnte ich keinen Schritt mehr tätigen. Die Muskeln waren ausgekühlt und ich war beweglich wie ein Brett. Mit Müh und Not schaffte ich es mein Quatier zusammenzuräumen und mich ins Bett zu schleppen. Zu diesen Zeitpunkt dachte ich schon ich könnte den nächsten Tag vergessen. Aber immer gut einreiben. 

07:00 Tagwache – leider war niemand mit Kaffee vor meinem Zelt. Jedoch konnte ich einigermaßen gut aufstehen und mich bewegen. Das freute mich! Es war sogar noch trocken – umso besser. Frühstück – Körperpflege – alles zusammenräumen und einpacken und es war schon wieder 08:30. Alles braucht eben seine Zeit.

Somit verließ ich meinen wirklich schönen Übernachtungsplatz. Beim gehen dachte ich mir noch:”Gott sei Dank ist kein Jäger zu seinem “Hochsitz” gekommen, wäre ja nicht das erste Mal, dass eine Verwechslung passiert.

Nach ca. 20 min fing es an zu regnen. Das konnte ja noch heiter werden. Kurz darauf kam ich bei einer Jakobsstatue vorbei, bei der die Entfernung nach Santiago mit 1688 km angeschrieben  war. So gut beschildert ist nicht einmal die Autobahn. Man bekommt recht schnell einen relativ guten Blick für alle Jakobsweg-Wegweiser. Oft sind diese nämlich nur Aufkleber an Masten oder anderen Schildern.

Nach einer halben Stunde folgte meine erstes Gespräch für diesen Tag. Eine alte Bäuerin war im Garten beim Unkrautzupfen. Nachdem ich meinen Wergang beschrieben hatte, sagte Sie zu mir, dass der Jakobsweg in Tirol erst die letzten Jahre richtig populär wurde. Sie muss es wissen denn immerhin führt der Weg direkt bei Ihrem Hof vorbei.

Auf Grund eines Hangrutsches konnte ich den Jakobsweg nicht auf seiner ursprünglichen Route weitergehen. Die angeschriebene Umleitung führte mich über einen steilen Waldweg zum Bauernhöfemuseum Kramsach. Ich hatte gehoft heute eine Etappe ohne viel Höhenmeter zu erwischen aber nichts gewesen außer Spesen.

Beim Museum waren 2 Männer beim Terrassen verlegen, sonst war nichts los. Natürlich auch wieder die Frage – Woher?/Wohin? Auch die beiden haben gesagt, dass speziell die letzten Jahre sehr viel mehr unterwegs sind. 

Nach einigen verwinkelten Wegen und Pfaden fand ich schlussendlich den Weg nach Kramsach. Bei der Kirche angekommen, musste ich leider feststellen, dass diese verschlossen war. Ein älterer Herr names Johann war am Friedhof und pflegte das Grab seiner verstorbenen Frau. Er wollte mir sogleich helfen und  intervenierte sofort im Pfarramt. Dieses war jedoch heute und morgen, außer in dringenden Fällen, nicht besetzt. Nachdem mir Johann alles erzählt hatte, was es zu wissen gibt, musste ich feststellen, dass es schon 10:45 ist und ich noch nicht weiter als nach Kramsach gekommen bin. Nach langet Verabschiedung ging es nach Rattenberg.

Kurzen Besuch in der Kirche habe ich die Touristenhochburg schnell hinter mir gelassen, da ich nicht dazu passte und nicht sicher war, ob ich nicht 5m gegen den Wind roch. 

In Brixlegg gab es viele Lokalitäten und es war schon fast Mittag, aber mein Kopf sagte mir:”Zuerst noch ein pasr Kilometer und dann gibt es etwas”. Etwas gewagt, da ich bereits Richtung St. Gertraudi unterwegs war. Am Ortsende von Brixlegg das erste große Missgeschick an diesem Tag. Meine Rucksackschnalle am Bauchgurt gab den Geist auf. Anscheinend doch zu viel Gewicht. Notdürftig zusammengebunden, jedoch bei weitem nicht mehr so optimal musste es weitergehen. Beim nächsten Sportgeschäft gibt es eine neue, dachte ich mir.

Der Weg nach St. Gertraudi führte zuerst entlang der Staße dann über einen Steig. Nach einiger Zeit und inzwischen großem Hunger sah ich ein Schild. Gut Matzen Schlosshotel, Restaurant & Cafe. Warun nicht, dachte ich mir. Am Schloss angekommen zuerst eine kurze Besichtigung und dann etwas Essen. An einer Stelle wo mich keiner sehen konnte habe ich mich umgezoge und meine Sachen verstaut. Sehr gut, sehr förmlich – genau das richtige für mich. Hoffe die Kellerin hatte sich nichts gedacht, als sie sich zu mir herüber beugte, um aufzudecken. ?

Frisch gestärkt weiter nach St. Gertraudi und dann nach Strass im Zillertal. Hier hat sich der Weg sehr gezogen, da ja die Schnalle kaputt war und der Rucksack leichter nach unten rutscht, wenn man eine Regenjacke an hat. Meine Schultern haben es zu spühren bekommen. 

Eines ist sicher Regenwetter macht schlechte Laune, aber immer daran denken, es könnte schlimmer sein. Vorbei an der LLA Rotholz ging es nach Jenbach. Inzwischen hatte ich starke bedenken, ob ich heute Nacht bei diesem schlechten Wetter mein Zelt überhaupt aufschlagen sollte. 

Kurzer Einkauf beim Spar Jenbach: Äpfel Landjäger, Wurstsemmeln, Fertiggerichte; Ich hätte mir gerne Ravioli aus der Dose mitgenommen, die gabs nur noch in groß (800gr). Deshalb habe ich es gelassen, bevor ich noch fast 1 kg mehr mit mir herumschleppe. Als ich den Sparmarkt verlassen habe, war da auf einmal Sonnenschein. Da muss ich öfter Einkaufen gehen. Also Regensachen verstauen und ab zur Kirche. Gut die ist ja auch nur nebenbei.

Dann das 2te große Missgeschick. Als ich meinen Pilgerpass in der Kirche auspackte, um zu stempeln, musste ich feststellen, dass dieser nicht mehr an seinem Platz war. Nachdem ich überprüft hatte, ob er vielleicht herausgefallen war, blieb nur noch der Verdacht, dass ich ihn in Strass vergesen hatte, nachdem ich einen Eintrag in das Pilgerbuch verfasst habe. Was nun tun? Weitergehen, da der Weg zurück zu weit ist. Einen Freund anrufen, der vorbeischaut. Hoffen, dass er gefunden wird und sich jemand meldet. Ansonsten einen neuen anfordern und jemanden der gerne Auto fährt schicken, um die Kirchen abzuklappern.

Wie die Angelegenheit ausgeht erfahrt ihr morgen. Übernachtung für morgen habe ich auch schon vereinbart, heute doch noch einmal im Zelt.

Route für morgen: Volle Kraft nach Innsbruck so weit wie möglich.


Route:

Bei der Routenaufzeichnung hat es einen Fehler gegeben. Wer wissen will wie weit ich gekommen bin, oder genächtigt habe, kann gerne die Route von Tag 04 ansehen.

Gesamtstrecke: 23343 m
Maximale Höhe: 622 m
Minimale Höhe: 519 m
Gesamtanstieg: 454 m
Gesamtabstieg: -423 m
Durchschnittsgeschwindigkeit: 4.77 km/h
Gesamtzeit: 09:01:18


Bilder:

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