Jakobsweg – Tag 04 – Jenbach bis Gnadenwald

Ein Tag voller Begegnungen:

Wie bereits im Blog von gestern geschrieben, habe ich mich doch entschieden im Zelt zu schlafen. In der Nacht wurde ich auf einmal munter. Es war der Wind der mich aus dem Schlaf riss, kurzzeitig war ich mir nicht sicher, ob mein 1 Mann Zelt für solche Windstärken überhaupt konzipiert war, jedoch machte ich mir in nächsten Moment darüber eher wenig Gedanken, da ich es sowieso nicht ändern konnte. Wieder etwas beruhigter konnte ich relativ rasch einschlafen bis ich am nächsten Morgen von meinem Handy pünktlich um 07:00 geweckt wurde.

Da ich nicht wusste wie das Wetter am Morgen sein wird,  habe ich vorausschauend bereits mein Frühstück im Zelt vorsorglich bereit gelegt. Die Wurstsemmel von Vortag musste reichen. Ein Blick aus dem Zelt zeigte mir jedoch, dass das Wetter gar nicht so schlecht war, etwas windig, aber das kam mir gerade gelegen. Der Wind hatte die Wiese bereits abgetrocknet, somit konnte ich ohne Probleme mein Zelt ausräumen und den Zeltplatz abbauen. Die nassen Sachen wurde in den Ästen der Bäume angebracht, um noch etwas zu trocknen. Nach der Körperpflege und dem restlichen Zusammenräumen ging es wieder los. Es war schon wieder 08:30. Wie gesagt, alles braucht seine Zeit und schneller schaffte ich es nicht.

Einmal quer über das Feld (das Gras war bereits geschnitten) und schon haben ich 2 älter Damen mit Hund getroffen. Ich glaube persönlich, dass ist ein neuer Rekord. In so einer kurzen Zeit hatte mich noch niemand zwischen Aufstehen und Marsch angesprochen. Nachdem ich Ihnen meine “Lebensgeschichte” erzählt hatte, weiter Richtung Schloss Tratzberg.

Halt! Etwas habe ich vergessen. Wie gestern bereits geschrieben wollte ich euch über die beiden Missgeschicke auf den letzten Stand bringen. 1.) Rucksackschnalle – leider noch keine neue organisiert, bin zu keinem Sportgeschäft gekommen, jedoch habe ich eine eigene Technik erfunden die fast gleich gut hält, wie die Schnalle selbst. 2.) Pilgerpass – Der lang ersehnte Anruf von Georg K. folgte in der Früh kurz vor dem Aufbruch. Er hat in Strass meinen Pilgerpass gefunden und war so nett, dass er mir diesen sogar mit dem Auto vorbeibrachte. Beim Parkplatz Schloss Tratzberg folge dann die hochoffizielle Übergabe. Wer es nicht im Kopf hat, muss es in den Beinen haben, oder hat ein Freund mit Auto. Somit habe ich wieder alles beisammen.

Jetzt aber los Kilometer machen. Von Stans über Vomp bis nach Terfens. Zwischen Stans und Terfens war auf einmal eine Person im Pilgeroutfit vor mir. Unser Tempo war so ziemlich ähnlich, somit startete die Verfolgungsjagd. 🙂 Erst als die Person vor mir eine Pause machte, gelang mir das Einholen. “Kann das sein, dass wir den selben Weg haben?”, fragte ich. ” Kommt darauf an wohin du gehst”, erwiderte mein Gegenüber. Somit waren wir schon im Gespräch und bestritten die nächsten Kilometer gemeinsam. Bei meinem Gegenüber handelte es sich um Melanie, die den Pilgerweg in Etappen beschreitet und letzten Samstag in Salzburg startete und bis Innsbruck geht. Sie hat Ihren Jakobsweg in Wien gestartet.

Als wir Terfens erreichten, stand ich vor der Wahl evtl. etwas Essen zu gehen, oder die nächste Etappe nach Gnadenwald mit Melanie zu bestreiten. Da wir uns von Anfang an gut verstanden haben, entschied ich mich fürs letztere. Melanie hatte vor bis Gnadenwald zu gehen, da sie dort ein Zimmer gebucht hatte. Der Aufstieg nach Gnadenwald war zwar mit einigen Höhenmeter verbunden, jedoch unheimlich schön zu gehen. Nachdem wir in St. Michael ankamen, war es 14:00 Uhr und ich hatte bereits 20 km geschafft. Als es zur Verabschiedung kam, lud mich Melanie noch auf ein Bier ein, vielleicht weil ich ihr vorher erzählt hatte, dass ich zum Mittagessen immer gerne ein Weißbier trinke. Wer weiß? Also ließen wir uns auf einem Tisch im Freien nieder und bestellten ein Bier. Auf das Erste folgte noch eins und dann evtl. noch eins und dann kam der Hunger. Noch schnell etwas zusammen gegessen und dann war es auch schon 17:15. So viele Kilometer habe ich zwar nicht mehr geschafft, dafür hatte ich einen nette Unterhaltung. Wenn alles nach Plan läuft werden wir auch die morgige Etappe bis Innsbruck (und bei mir noch etwas weiter) auch zusammen beschreiten.

Was ich im gestrigen Blog schon angedeutet, habe ich für heute ein Unterkunft vereinbart. Claudia W. hat mir angeboten, in ihrer Wohnung in Innsbruck zu übernachten, sie hat mir auch angeboten mich da abzuholen, wo ich gerade bin, wenn ich es bis Donnerstag nicht ganz nach Innsbruck schaffe. Somit war Claudia um ca. 18:00 Uhr in Gnadenwald. Um mich beim Jakobsweg natürlich nicht zu betrügen, habe ich mir Claudia vereinbart, dass Sie mich morgen Früh wieder zum Ausgangspunkt zurück bringt.

Nach einem kurzen Einkauf sind wir auch schon in der Wohnung angekommen. Claudia kochte für uns, ich habe endlich wieder eine Dusche von innen gesehen und dann konnte ich auch noch meine Wäsche waschen. Alles geschafft, was ich heute noch machen wollte. An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön an Claudia für deine große Gastfreundschaft und gute Verpflegung.

Somit kann ich heute Abend in einem echten Bett schlafen und werde euch morgen berichten, was besser ist, das Zelt oder doch das Bett. Ich habe heute die Möglichkeit den Blog am Laptop zu tippen. Eine nette Abwechslung zum Tippen am Handy. Als ich heute meine Beiträge auf einem Computer sah, wurde mir erst bewusst wie lang die Blogeinträge tatsächlich sind. Ich hoffe diese sind nicht zu lang. 🙂

Gute Nacht und bis morgen.

Nächste Etappe: Gnadenwald bis nach Innsbruck 


Route:

Gesamtstrecke: 19939 m
Maximale Höhe: 900 m
Minimale Höhe: 539 m
Gesamtanstieg: 714 m
Gesamtabstieg: -353 m
Durchschnittsgeschwindigkeit: 4.76 km/h
Gesamtzeit: 05:34:52


Bilder:

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