Woche sechs vorbei…
Bevor ich euch den heutigen Tag näher bringe, darf ich euch noch eine kurze Faktenübersicht zur letzten Woche präsentieren. In (Klammer) sind die Werte der Woche davor.
Dauer: 7 Tage (7 Tage)
Strecke: 233,98 km (197,95 km)
Strecke gesamt: 1.195,12 km
Reine Gehzeit: 46,93 Stunden (39,32 Stunden)
Durchschnittsgeschwindigkeit: 4,99 km/h (5,03 km/h)
Durchschnittskilometer: 33,43 km/Tag (28,28 km/Tag)
In der Früh hieß es wieder Aufstehen und Zusammenpacken. Ich hatte den Wecker auf halb sieben gestellt, jedoch war das Bett in der Früh so angenehm, dass ich noch etwas liegen blieb. Immerhin war auch Sonntag. Marie-France hat auch eigentlich vor bereits um 7 Uhr frühstücken zu gehen. Jedoch wurde es auch bei ihr später. Zusammen gingen wir beide hinunter ins Restaurant, wo ich mich zum Frühstück hinsetzte und Marie-France sich nur ein paar Brote schmiert, da sie sofort aufbrechen wollten. Sie liebt das Wandern in der kühlen Morgenluft und so wollte sie jeden möglich Moment auskosten. Die beiden Franzosen vom Vorabend kamen auch noch einmal einen Sprung ins Restaurant. Sie hatten bereits gefrühstückt und waren schon marschbereit. So war ich der letzte der das Frühstück zu sich nahm und zahlte als ich fertig war.
Der Anfang führte mich entlang eines steilen Stücks den Hügel hinauf. Nach kurzer Zeit hatte ich die beiden Franzosen ein- und dann auch überholt. An der Kapelle die in den Felsen hineingebaut wurde, traf ich weitere zwei Pilger. Es handelt sich um ein Ehepaar ebenfalls aus Frankreich und ich entschied mich mit ihnen ein Stück mitzulaufen. Wenig später traffen wir dann wieder auf Marie-France, die gerade einen kurzen Halt machte, um ihre Jacke zu verstauen. Die Morgenluft war herrlich, der Ausblick traumhaft und die Temperatur richtig angenehm zu gehen.
Da Marie-France ein sehr flottes Tempo an den Tag legte, hatten wir die zwei Franzosen nach kurzer Zeit abgehängt. Wir kamen ins Gespräch und zu verstrich die Zeit wie im Flug. Wir politisierten, reden über Gott und die Welt und kamen dann anschließend zur heutigen Wahl in Österreich. Es war sehr interessant die Sichtweise und Meinung eine Person kennenzulernen die quasi von der anderen Seite der Welt stammt. Auf der anderen Seite ist es eine gute Gelegenheit, um mein Englisch wieder etwas aufzufrischen.
So passiert es wie es kommen musste und vor lauter Diskussion verpassten wir eine Abzweigung. Dieses Missgeschick fiel uns am Anfang gar nicht auf, aber nach einiger Zeit checkte ich die Route auf dem Handy und schon sah ich unseren Fehler. Es war schnell eine Alternativroute gefunden und wir ärgert uns nicht über dieses Missgeschick, sondern freuten uns über die wunderschöne Landschaft. Nachdem wir wieder auf den Jakobsweg angekommen waren, entschieden wir uns unsere Wege zu trennen da Marie-France eine Pause machte und ich unbedingt noch das Geschäft vor 13 Uhr erreichen musste.
Kurz vor dem ich das Geschäft erreichte, blieb ein Autofahrer neben mir stehen. Es war Gerard, der mir anbot kostenlos bei sich zu übernachten. Ich lebte dankenderweise ab, da ich definitiv vor hatte heute im Zelt zu übernachten, da wie bereits gesagt das Wetter so herrlich war.
So erreichte ich um 12 Uhr den Supermarkt und kaufte mit hungrigen Magen allerlei Leckereien ein. Als ich gezahlt hatte, musste ich schauen, dass ich alles in meinem Rucksack Platz hatte. Ich wollte noch durch die Stadt gehen und dann an einem passenden Platz anhalten um Mittag zu machen. Als ich so durch die Gassen von Saugues ging rief mir auf einmal wieder der Franzose Gerard zu. Er blickte aus dem Fenster seiner Wohnung und bot mir einen Kaffee an. Diesmal konnte ich nicht nein sagen und ich nahm sein Angebot an. Wie sich herausstellte ging es Gerard nicht allzu gut und er nahm viele Pilger bei sich auf, um sie zu bitten für ihn zu beten. In sehr schlechten Englisch und meinem gebrochenen französisch führten wir noch eine kurze Konversation. Gerard ließ es sich nicht nehmen mich mit dem Auto bis zum Ortsende zu liefern. Ich muss zugeben, dass diese Situation etwas merkwürdig und befremdlich war, umso mehr war ich froh, als ich am aus Ende Marie-Force an einer Parkbank sitzen sah. Sie war sozusagen meine Rettung aus dieser Situation.
Wir mussten beide deswegen noch oft schmunzeln und entschieden uns gemeinsam weiterzuziehen. Wie wird auf der Karte sehen konnten, gab es auf der Strecke einen kleinen Bach bei dem wir uns niederlassen wollten. Ich konnte mein Mittagessen zu mir nehmen und anschließend noch im Bach baden. Etwas geschafft erreichten wir diesen Platz. Wieder fingen wir an zu philosophieren. Nach einiger Zeit ging es dann auch wieder weiter.
In der nächsten Ortschaft versuchte Marie-France eine Unterkunft zu finden. So verabschiedeten wir uns schon das zweite Mal an diesem Tag. Mit einem Schluck aus dem Flachmann trennten sich unsere Wege. Nach einiger Zeit hatte auch ich wieder einen passenden Platz gefunden, um mein Nachtlager aufzuschlagen. Mit Spannung verfolgte ich die erste Hochrechnung der Wahl und legte mich dann zum Schlafen nieder.
Nächste Etappe: Chanaleilles bis Aumont-Aubrac
Route:
Maximale Höhe: 1039 m
Minimale Höhe: 474 m
Gesamtanstieg: 1199 m
Gesamtabstieg: -672 m
Durchschnittsgeschwindigkeit: 5.81 km/h
Gesamtzeit: 09:29:54
Kommentare
Hallo Josef
Seit der Etappe 27 lese ich jeden Abend gespannt deine interessanten, täglichen Wegberichte.
Wie du die Strecke von Genf bis Le Puy in 12 Tagen hingelegt hast finde ich “sackstark”. Ich habe letztes Jahr für die gleiche Strecke mit halb so schwerem Rucksack 14 Tage benötigt (ab Chanaz leider mit Achillessehnenentzündung). Wenn du so weiterwanderst solltest du ab Le Puy überschlagsmässig in etwa 25 Etappen in St-Jean-Pied-de Port, am Fusse der Pyrenäen eintreffen.
Beim Betrachten deiner gestrigen Fotos bin ich fast ein wenig neidisch geworden. Auf allen Bildern Sonne und blauer Himmel überall. Ich habe diese Etappe letzten 1. Mai (Frühlingsanfang) mit Wandersocken an den Händen bei Neuschnee, 0°C und starkem Wind absolviert.
Deine heutige Etappe nach Aubrac war in meinen Augen die landschaftlich Schönste durch ganz Frankreich. In Aubrac, im Restaurant “Chez Germain” musst du heute Abend unbedingt den schönen, geprägten Pilgerstempel holen! In 3 Tagen wirst du auf das mystische Städtchen Conques treffen. Hier solltest du auf keinen Fall durchmarschieren, sondern dein Zelt aufschlagen oder Quartier in der Abtei beziehen (gute Bewirtung). Nach dem Nachtessen ist um 20:30 die “Komplet” mit schönen Gesängen in der Kathedrale und um 21 Uhr die Präsentation des “Tympanon des Jüngsten Gerichtes” über dem Westportal zu empfehlen.
Ich wünsche dir noch eine ganze Anzahl schöne Herbsttage und viele gute Begegnungen unterwegs.
Gruss Rolf